Sandra kam vor einigen Jahren in einen Learning Love Workshop. Sie war unglücklich in der zehnjährigen Beziehung mit ihrem Mann, weil sie Kommunikation, Nähe und Verbundenheit vermisste. Ihr Sex war langweilig und zur Routine geworden und sie streiteten sich oft. Sie war berührt durch die Arbeit im Seminar und hatte das Gefühl, ein tieferes Verständnis für ihre Wunden gewonnen zu haben. Seit damals ist sie allerdings nur sporadisch zu einer Einzelsitzung gekommen, um zu schauen, ob wir ihr helfen könnten, aus ihrem Unglücklichsein hinauszukommen. In ihrem Leben und Liebesleben hat sich nicht viel verändert. Sie fühlt sich in der Falle gefangen, da sie sich nicht vorstellen kann, die Familie aufzulösen, und sie beschuldigt ihren Mann dafür, dass er nicht der Mann ist, den sie sich erhofft hatte. Das Problem sind Sandras Motivation und ihr fehlendes Bemühen, an sich zu arbeiten. Sie will Lösungen, ist aber nicht motiviert, die innere Arbeit zu tun, die nötig ist, damit wirkliche Veränderung passieren kann.
Nicoles Geschichte ist anders. Sie begann mit der Arbeit vor mehreren Jahren. Zu der Zeit glich ihr Thema demjenigen von Sandra: ihre Beziehung war nicht erfüllend. Doch seit ihrem ersten Workshop mit uns ist sie in drei weitere gekommen, nimmt wöchentlich Sitzungen bei einem Therapeuten und ist sehr engagiert auf ihrem Weg der Selbstentdeckung, um ihre Kraft, Tiefe und Wahrheit zu finden. Dank ihres Commitments und ihrer Ausdauer ist ihre Beziehung viel besser geworden, und sie hat einen Weg gefunden, auf viel gesündere Weise mit ihren Emotionen umzugehen. Zudem ist sie sehr erfüllt in ihrem Leben und geniesst ihre Zeiten des Alleineseins.
Menschen kommen aus sehr unterschiedlichen Gründen zu einem Selbsterfahrungsseminar oder in Therapiesitzungen.
Die einen kommen erst mal in ein Seminar oder in eine Sitzung. Andere kommen in die Therapie, weil sie in einer Krise sind (was wir eine „Krisensitzung“ nennen). Doch dies allein führt kaum zu nachhaltiger Wandlung, da es nicht an die Wurzel der Probleme rührt.
Andere, wie Nicole, kommen, weil sie an einem bestimmten Punkt erkennen, dass Wachstum und Veränderung nicht so schnell passieren. Sie haben die Einsicht, dass die vom Leben präsentierten Probleme Chancen sind, zu wachsen, tiefer zu gehen und bewusster zu werden.
Um anhaltende Veränderungen zu bewirken, müssen wir in die Tiefe unserer Verletzungen und Glaubenssätze dringen, die wir aufgrund von Kindheitstraumata und negativer Konditionierung entwickelt haben. Dieser Prozess braucht Zeit, denn unsere alten Gewohnheiten und Überzeugungen über uns selbst sind tief in uns eingraviert. Die meisten von uns haben viele Jahre in unbewusstem Glauben und gesteuert von unserer Erziehung verbracht und nicht gemerkt, wie roboterhaft wir leben und wie gross unsere Angst vor Veränderung ist. Um wirklich dauerhafte Veränderung zu bewirken, müssen wir uns auf eine Reise des Erwachens und der Heilung einlassen und bereit sein, die nötige Arbeit und Zeit zu investieren.
Wir können unsere Verpflichtung für den inneren Wachstumsweg auf vielerlei Weise sabotieren:
- Wir haben kein Vertrauen, dass Therapie und Gruppenprozesse etwas verändern können.
- Wir glauben, ein oder zwei Seminare sollten reichen, um dahin zu kommen, wo wir wollen.
- Wir sind entmutigt, weil wir schon so viel Therapie gemacht haben und unser Leben immer noch nicht so ist, wie wir es gerne hätten.
- Wir suchen nach Ergebnissen im Aussen und erkennen die kleinen Veränderungen in der Beziehung zu uns selbst nicht.
- Wir haben zuviel Angst, uns von unserer tief verwurzelten Konditionierung und unserer Familie zu trennen.
- Wir resignieren, weil wir glauben, dass wir nicht wertvoll genug oder unfähig sind, ein erfülltes und freudvolles Leben zu leben.
- Wir finden alle möglichen Entschuldigungen, um nicht das zu tun, was es braucht, um aufzuwachen.
Unsere Antwort auf all dies ist, Menschen zu einer Veränderung ihrer Perspektive zu ermutigen. Nämlich dazu, innere Arbeit nicht so sehr als Mittel zum Zweck, sondern vielmehr als inspirierende Reise an sich zu sehen.
Wir ermutigen Menschen, den Wachstumspfad als inspirierend zu sehen, weil wir auf ihm die Freude entdecken, tiefer zu gehen, bewusster und lebendiger zu werden, alte Glaubenssätze zu hinterfragen und sie als die Lügen zu entlarven, die sie sind. Weil wir die Freiheit entdecken, unser Leben selber zu bestimmen, und weil wir zur Freude finden, die Opferhaltung aufzugeben und zu erkennen, dass dies unser Leben ist.
Wir ermutigen Menschen, ihre negative Haltung gegenüber Unzufriedenheit, Unbequemlichkeit, Schmerz und Angst zu verändern und zu sehen, dass diese Gefühle uns enormes Wachstum und grosse Tiefe schenken.
Wenn wir tiefer gehen und diese Gefühle mehr und mehr zulassen und auf sie horchen, verwandelt sich unsere Unbehagen langsam in tiefe innere Zufriedenheit.
Wir beschreiben fünf Bereiche, in denen unsere Leidenschaft für Wachstum und Bewusstheit schliesslich unser Leben verändern wird:
- Eine gesunde und unbehinderte Beziehung zu unserem Körper und unserer Energie
- Eine nachhaltige und sich vertiefende Nähe zu uns selbst und zu den Menschen um uns herum
- Eine Sexualität, die im Einklang ist mit Körper und Seele
- Eine Teilhabe am Leben, indem wir unsere Kreativität beisteuern
- Ein tiefes inneres Gefühl von Sinn, Zugehörigkeit und Verbundenheit
Für einige von uns braucht es etwas Zeit, bis wir zur Verpflichtung für die innere Arbeit finden und sie zu einer hohen oder sogar zur höchsten Priorität in unserem Leben machen.
Vielleicht sind wir am Ausprobieren von Therapie und Seminaren, doch an einem bestimmten Punkt kommten wir in Schwung und machen uns mit ganzem Herzen auf unsere Reise des Erwachens.
Am Anfang der Reise werden wir oft von negativer Energie stark hinuntergezogen, und es braucht enorme Anstrengung, unsere Lebensenergie aufzuwecken. Wenn die Energie dann mal geweckt ist, können wir mehr entspannen und mit dem Fluss gehen. Die Gefahr besteht darin, aufzuhören, bevor die Energie von selbst in Bewegung kommt und wir – ohne viel zu tun – uns ganz natürlicherweise in Richtung Ausdehnung bewegen. Nur zu oft sehen wir Menschen, die den Prozess beginnen, aber nicht den Punkt erreichen, an dem sie sich mit ihrer Leidenschaft für Wachstum verbinden, sondern sich entmutigen lassen.
Es gibt für uns als Lehrer und Begleiter kaum etwas, das inspirierender und herzöffnender ist, als wenn jemand diese Art von innerer Verpflichtung eingeht. Wir wissen, dass die Menschen unterschiedliche Motivationen und Herangehensweisen zur Therapie haben und wir akzeptieren sie alle.
Doch wenn wir die Qualität tiefer Hingabe und Verpflichtung für den inneren Wachstumspfad entwickeln, erschaffen wir die Grundlage um unser Leben zu verändern, indem wir die negativen Auswirkungen unserer Konditionierung überwinden und in uns selbst zurück nach Hause kommen.